Kinderstube
Wie soll eine menschen-kundlich gesundwirkende (salutogenetische) und längerfristig gesundheits-fördernde (präventive) Kinder- oder Wiegenstube aussehen, die einer indivi-duell entwickelnder Persönlich-keitsstruktur entgegen kommt?
Wie gestalten wir das Umfeld des kleinen Kindes während seiner ersten sieben Jahre der Kindheit?
Bild: Waldorfkindergarten D-Tübingen
Ein allererstes und wesentlich wichtiges Prinzip, über das einjede/r sich bewusst, wirklich bewusst werden muss, ist:
Bin ich - als Erzieher/in, Mutter, Vater usw. - selber erzogen? Habe ich, nachdem ich erwachsen geworden bin und selber keiner äusserlichen Erziehung mehr unterstehe, mit meiner SELBSTERZIEHUNG angefangen, resp. weitergemacht? - Bin ich eine Persönlichkeit mit einer Weltanschauung und einer Haltung, die VORBILDHAFT wirken kann?
Kann ich diese Frage mit einem aufrichtigen JA beantworten, beginnt also die Erziehung des kleinen Kindes.
Das kleine Kind ist ein wollendes, tatkräftiges Sinneswesen, das seine ganze Umgebung mit den Menschen, die sich darin befinden, NACHAHMEN möchte und dies auch tut.
Die folgenden Bilder sind aus verschiedenen Waldorfkindergärten in Deutschland entstanden. - Wie Sie feststellen können, wird besonders auch hier bewusst die Farbe pfirsich-blüt gepflegt und dem Kind somit eine ihm gemässe und seinem Alter entsprechende Hülle geboten.
Künstlerische Tätigkeiten
Aquarell-Malen, Bienenwachskneten, Wachskreide-Zeichnen, Kinder-Eurythmie uam. sind Tätigkeiten, die das Seelenleben des kleinen Kindes befriedigen. Es kann schöpferisch in die Aesthetik
Freispiel
Was ist ein wirkliches echtes freies Spiel? Bitte entnehmen Sie es unter folgendem LINK:
http://www.iaswece.org/de/waldorf_education/articles_and_resources/more_time_and_space_for_free_play.aspx
Diese Bilder sind aus der Kindergarten-Tätigkeit der Autorin pfirsich-blüt entstanden.
Die Erziehung des kleinen Kindes
Dies fordert und bedingt eine allgemeine, eine für jeden Menschen gültige Menschenkunde unter dem Motto: Erkenne dich selbst! (alt-griechisch: Γνῶθι σε αυτόν "Gnōthi se autón" ist eine vielzitierte, auf den Gott Apollon zurückgeführte Forderung im antiken griechischen Denken) - Ein Mensch, der sich (objektiv!) selber als Mensch erkennen kann, soll auch Empathie entwickeln und lernt so, mit Einfühlungsvermögen, nicht nur sich selber, sondern auch andere, sein Kind beispielsweise, zu erkennen.
Eine kompetente Elternschaft - bestehend aus Mutter und Vater - geht davon aus, dass ihr Kind (wie sie selber!) einen Körper, eine Seele und einen Geist hat. Den Körper, die Materie, das Materielle hat das Kind von ihnen bekommen, aus der Verbindung von Ei und Samen. Diesen sogenannten Vererbungs-Leib legt das Kind jedoch bereits nach sieben Jahren ab. - Es hat inzwischen selber einen neuens Leiblein oder einen Körper "gebaut", da alle Menschen jeweils alle sieben Jahre erneut einen neuen Körper aufbauen. - Eine individuelle Seele bringt das Kind gemäss seinem Horoskop mit (wann und wo: Geburtszeit und Geburtsort). - Sein Geist ist geprägt von der Summe der Erfahrungen und Lehren seiner zahlreichen vergangenen Erdenleben, den es ebenfalls reichhaltig und gewaltiglich aus dem Reiche ausserhalb von Zeit und Raum mitbringt.
Somit wird auch nachvollziehbar klar und deutlich, dass es niemals eine "geistige Behinderung" gibt! Der Geist kann nicht behindert sein, nur das Instrument Körper ist behindert, was diesen Geist nicht entsprechend durchlassen kann.
Jetzt ist also das Kind geboren, dreigegliedert mit Körper, Seele und Geist. –
Und wie sieht es aus? Wenn wir sagen "kopf-geboren", meint dies, dass vor allem der Kopf ziemlich gut ausgebildet ist bei der Geburt, der mittlere und untere Mensch jedoch noch gar nicht. Bekanntlich braucht das Geschöpf Mensch ganze 3 x 7 Jahre = 21 Jahre, um er-wachsen zu werden, das heisst, aufzuhören, weiter zu wachsen! - Wir erziehen den Menschen sieben Jahre lang körperlich, sieben Jahre lang seelisch und sieben Jahre lang geistig, um ihn danach, nach 21 Jahren in die Selbsterziehung zu entlassen.
So ist das allererste, was das Baby lernen muss: zu atmen, immer und immer wieder. - Gleichzeitig übt es den Stoffwechsel, in dem es Muttermilch trinkt, immer und immer wieder. - Und ebenso muss es lernen, den Tag und die Nacht zu unterscheiden.
Diese drei Lern-Inhalte sollen nicht unterschätzt und genauer betrachtet werden: Wann genau haben wir das Atmen wirklich gelernt, wann entspricht uns das gesunde menschliche Verhältnis von 1:4 des Atmens und des Herzschlages? - Wann können wir perfekt stoffwechseln? - Wie wachen und schlafen wir - und wann richtig?
Es sind die grundlegendsten Dinge, die uns das ganze Leben Sorgen bereiten und uns sogar sehr krank machen können. - Die Pharma-Industrie verdient sich eine goldene Nase mit Schlafmitteln und Verdauungspillen. Leider - oder zum Glück?! - gibt es zum richtig Ein- und Ausatmen keine Tabletten! Dafür hat sich J.W. von Goethe in seinem Gedicht "Talismane" damit beschäftigt:
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen:
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.
J. W. von Goethe spricht hier nun auch von Gott. Das Göttliche als solches soll gemeint sein. Weil wir Menschen sind, die aus Gott geboren sind, vom Himmel auf die Erde gekommen sind. Egal welcher Religion, Rasse, Tradition, Volks-zugehörigkeit wir abstammen - aus dem Göttlich-Geistigen-Himmlischen sind wir hinunter auf die Erde inkarniert, in einem Vererbungsleib "Fleisch geworden". Und wiederum ein Zitat von J. W. von Goethe:
Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach du angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, so Propheten;
Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt
Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.
Nun möchten wir jedoch weiter von einer menschengemässen Kinderstube reden. Das Kind ist geboren, drei-gliederig. Da ein Geist und eine Seele sich mit einem neuen Leiblein konfrontiert sehen, die sich nun mit einer endlichen, sterblichen Körperlichkeit zurecht finden lernen müssen und da hinein einziehen sollen, möchten wir uns dieser materiellen (messbaren) Hülle zunächst zuwenden. Der Körper ist vergänglich. Erde zu Erde. Materie zu Materie. - Diesen Körper, den wir für ein neues Leben von Mutter und Vater geschenkt bekommen, der steht uns für eine messbare Zeit in einem messbaren Raum (Erde, Land) zur Verfügung. Aber was ganz sicher ist: wir legen ihn im Tode wieder ab.
Während der Schwangerschaft wächst die Leibesfrucht zu einem Embryo heran, umgeben von mehreren Hüllen, die sich um den Fötus legen. Darin fühlt sich der werdende Mensch sicher und geborgen. - Nun ist er aus dieser mütterlichen Umhüllung herausgekommen und liegt nackt da. Dieses Leiblein möchte ganz materiell wieder eingehüllt werden, um sich erneut sicher und geborgen zu fühlen in Wärme und begrenzter Weichheit. Wir umkleiden dieses Körperchen mit Fasern und Geweben, die aus "lebendigen" Materialien gemacht sind, zum Beispiel aus Seide, Wolle, Baumwolle. Dann geben wir dem Baby viele weiche Kissen ins Bettchen, damit es rund herum wiederum Grenzen spüren kann und nicht verloren eine Unendlichkeit eines grossen Bettes und Raumes verspüren muss. - Ganz wichtig ist der Wiegenschleier: In der Farbe der Pfirsich-Blüte "decken" wir das Bettchen vom Licht der Sonne ab und simulieren dadurch eine Sicht des Fötus durch die Mutterhüllen, durch den Bauch. So "verlängern" wir die Schwangerschaft und setzen sie irdisch fort, um dem Baby erste hüllende, schützende, wärmende Sinneserfahrungen ausserhalb des Mutterleibes zu geben. Und nebst den drei ersten wichtigsten Erziehungsmassnahmen wie wachen und schlafen, atmen und stoffwechseln kommt nun auch sofort die Sinnes-Erziehung hinzu.
Zusammenfassend soll hier gesagt werden: Zuerst soll das Kind körperlich erzogen werden. Es soll seelisch-geistig in diesen Leib, der ja von den Eltern geschenkt ist, hinein inkarnieren, es soll in seinen Körper als seelisch-geistiges Wesen einziehen. Und wenn es dies nun zunächst sieben Jahre lang tun muss - und dies ist menschenkundlich absolut nachvollziehbar zu beobachten, dass jedes Kind dies tun muss bis zu seinem Zahnwechsel - ist die Willensbildung das Primäre der Erziehungskunst!
Der Wille wird durch Tun gebildet!
Indem ich als Erwachsene als Vorbild wirke, dass das Kind mich nach-ahmen kann, selber in eine Tätigkeit kommt, wird es zuerst mit seinem Willen, durch eigenes Tun, in ein neues Gebiet eingeführt. Ebenso wird das Gefühl daran beteiligt und als letztes wacht sein Verstand daran. Dann wird das Kind an dem, was es allmählich kann, was es weiß, als ganzer Mensch beteiligt sein.
Der Körper ist mein Instrument auf der Erde, mit dem ich meine Taten, mein Handeln ausführen kann. Somit muss ich zunächst mein Instrument richtig ausbilden und formen - denn, noch bin ich ja bei der Geburt "kopf-geboren" und der Rest des Leibes muss bis zu meinem Zahnwechsel gestaltet (= die Gestalt) werden. Das heisst, meine Organe, mein Gehirn, meine Nerven, Drüsen, Muskeln, meine Blutzirkulation, mein Herzschlag und mein Atem der Lungen - meine ganze Körperlichkeit will sich entwickeln, entwirren, grundsätzlich Menschengestalt werden. - Wie dies?
Ab der Erdengeburt haben wir uns als körperlich-materielle Geschöpfe, in welche unsere Seele und unser geistiges Wesen einziehen möchte (der Leib als unser Haus), in die Endlichkeit, in die Begrenztheit, in die Messbarkeit von Raum und Zeit gestülpt (siehe Logo pfirsich-blüt). In dieser irdischen Vierheit von Raum und Zeit, in der es die vier Jahreszeiten gibt, die vier Himmelrichtungen, vier Temperamente, vier Elemente (mit ihren Elementarwesen!) uam. sind wir Menschen von vier Reichen beschenkt worden(siehe Elemente-Tabelle):
Unseren physischen Leib haben wir gemeinsam mit dem Erdenreich der Steine, der Erde (=Mater, materiell), dem harten Mineralischen.
Unser Lebendiges, unsere Lebens- oder Bildekräfte, die unseren materiellen Körper bilden und formen, die Zellen wieder und wieder auf- und abbauen (alle sieben Jahre), stärken und schwächen, unsere Haare, Fingernägel etc. wachsen lassen - den Leib drei Tage nach dem Tode verlassen und danach dadurch zur Verwesung führen! - haben wir gemeinsam mit dem Pflanzenreich. Auch die gepflückte, somit "getötete" Blume verwest nach und nach.
Unsere Seele, die sich in Freude und Leid, in Sympathie und Antipathie vor allem ausdrückt, haben wir gemeinsam mit dem Tierreich. An unseren Haustieren lesen wir ebenfalls ihre Seelenstimmung ab. Wir deuten die ihnen und uns mitgebrachten Seelen-Eigenschaften horoskop-mässig aus den Tierkreis.
Das, was uns jedoch vom Tier unterscheidet, ist die Bezeichnung unserer selbst: das ICH, was uns trennt von der übrigen Welt, was uns reflektieren lässt, was uns in feuriger Be-Geisterung eine Selbst-Bestätigung, ein Selbstbewusstsein, eine Selbstwahrnehmung gibt, was uns gott-gemäss logisch denken lässt, um alle Zusammenhänge begreifen zu können, was wir mit dem Reiche der göttlichen Geistigkeit gemeinsam haben.
Nun lesen wir am ebenfalls lebendigen Geschöpf, unserer Erde ab, die uns ja selber mit ihren Elementen, die ja eigens auch lebendige Elementarwesen sind, beschenkt hat, dass sie einmal im Jahr ein- und ausatmet: Zu sogenannt heidnischer, vorchristlicher Zeit feierte die Menschheit die Sommer- und Winter-Sonnenwende am 21. Juni und am 21. Dezember. Nach der Geburt von Johannes dem Täufer am 24. Juni und der Geburt von Jesus von Nazareth am 24. Dezember wurden diese Feste verchristlicht. Somit atmet die Erde nun ab dem 24. Dezember aus, um dann ab dem 24. Juni wieder einzuatmen. Die Sonne bewegt sich astronomisch gesehen während rund 2160 Jahren durch ein Tierkreis-Zeichen und gelangt nach einem Äon (gr. αιών aioon = Zeitalter von 12 x 2160 J. = 25920 Jahre) wieder zum Ausgangspunkt. Und exakt diese Zahl dieses Rhythmus entspricht der Zahl der durchschnittlichen Atemzüge eines erwachsenen Menschen an einem Tag! - Somit atmet die Erde in 25920 Jahren, in einem sogenannten Platonischen Welternjahr, in einem Äon genauso vielmal wie ein Mensch an einem Tag!
Also, unsere lebendige, atmende Erde mit ihrer lebendige Natur lebt uns rhythmisch in unseren Breitengraden der Schweiz die vier Jahreszeiten vor. In einem Jahr dürfen wir - vertrauensvoll! - die prächtigen ekstatisch wirkenden Sommererscheinungen (auch an uns selber!) wahrnehmen. Wir merken, wie wir uns gemäss den langsam welkenden und hinsterbenden Herbstzuständen, immer tiefer einatmend dunkler, winterlicher, mystischer Versenkung hingeben - um uns wiederum vertrauensvoll - ausatmend mit freudigen herausspriessenden Frühlingsgefühlen zu verbinden!
Das ist der grosse Jahresrhythmus. Nun gibt es jedoch noch kürzere Rhythmen wie den Monat, die Woche und den Tag. Auch diesen können wir in 24 Stunden, in Minuten und Sekunden einteilen. - Die Sieben-Jahres-Rhythmen, die Mondknoten-Rhythmen und weitere längere Rhythmen wie beispielsweise ein Platonisches Weltenjahr (25920 Jahre) sind für uns astronomisch-matematisch überschaubar. Doch auf eine vertiefte Rhythmen-Lehre soll später noch genauer eingegangen werden. -
Setzen wir uns erstmals mit dem Tagesrhythmus auseinander: Heute ist also unser Kind geboren! Es wird abgenabelt, die Atmung setzt ein, wir waschen es und hüllen es von Kopf bis Fuss in warme und weiche Kleider und legen es der Mutter an die nährende Brust! - Das Kind wird gestillt. Und damit beginnt in diesen ersten Stunden die erste Erziehung des Kindes vor allem durch die kompetente Mutter.
Diese Mutter lernt zusammen mit ihrem Kind die Nahrungsaufnahme durch einen natürlich Saug-Reflex des "Säuglings" an ihrer Brust - von Mahlzeit zu Mahlzeit ein bisschen besser! - Dies hängt natürlich ebenfalls davon ab, ob sie sich selber gut ernährt hat, was sie in welcher Lebensmittel-Qualität gegessen hat. -
Danach lehrt sie dem Kind nach und nach einen 4-Stundes-Rhythmus. Wie rasch dies eingeübt ist, hängt vom Willen der Mutter ab. Sie weiss, dass ein Tag 24 Stunden hat, der durch 4 Stunden geteilt, vorerst 6 Mahlzeiten ergeben. - Das soll ihre erste Zielsetzung der Erziehung sein.
Das Baby muss viel schlafen. - Gewöhnt es die Mutter bereits in den ersten Tagen seines Lebens an einen Tag- und Nacht-Rhythmus, das heisst, unterhält sich die Mutter über den Tag mit dem wachenden Kind, weckt es des Oefteren aus seinem "Verdauungsschlaf" und verdunkelt das Zimmer bei Nacht und gibt sich ruhiger, wird das Kleine schon bald durchschlafen und eine Mahlzeit zu nachtschlafender Zeit auslassen können. Somit ist das erste Ziel erreicht: ein gesunder Mensch sollte 5 Mahlzeiten pro Tag zu sich nehmen: Frühstück, Znüni, Mittagessen, Zvieri und Nachtessen! (Idealerweise als Baby alle 4 Stunden: 6h, 10h, 14h 18h, 22h, danach 8 Stunden schlafen.)
Dem Stillen des Kindes liegen demnach nun mehrere erziehende Inhalte zu Grunde:
Das Kind soll genährt und ernährt werden und damit gleichzeitig lernen, sich mit der Welt von Mineralien, Pflanzen und Tieren zu verbinden, diese Stoffe zu wechseln, zu verwandeln, in seinem Körperchen zu verteilen und den Rest auszuscheiden. Somit wirkt sich diese erste Erziehung auf die Entwicklung und Ausbildung der Verdauungs-Organe (Mundspeicheldrüse, Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Milz) aus. - Es ist zu beachten, dass nach einem Stillen stets Verdauungsprozesse in Gang gebracht werden. Da die meisten Krankheiten sogenannte Stoffwechsel-Krankheiten sind, sollte ein Neugeborenes sachte an diese Prozesse geführt werden. - Ein ständiges (stündliches) Stillen kann bereits Ueberforderungen dieser Verdauungsabläufe bewirken. -
Ein schreiendes Kind hat nicht immer nur Hunger - es kann viele andere Ursachen haben. Es kann sich in seiner Haut (Kleidung, Umhüllung) nicht wohlfühlen, es hat schmerzhafte Blähungen oder fühlt sich zu wenig angesprochen, getröstet . . .
Die langanhaltende Muttermilch-Einnahme ist eine grundlegende Wiederholung, die in der Erziehung des kleinen Kindes äusserst wesentlich ist.
Fortsetzung folgt . . . (Danke, dass Sie bis hierher gelesen haben!)
Der kleine Prinz beim Pädagogen
(Verfasser unbekannt)
„Guten Tag“, sagte der kleine Prinz. „Sprich einen guten Satz“, befahl der Pädagoge. Es heißt: „Ich wünsche dir einen guten Tag. Sag es langsam nach.“ „Ich wünsche dir einen guten Tag“, sagte der kleine Prinz artig. „So ist es recht“, sagte der Pädagoge und zog ein Büchlein aus der Tasche. „Was hast du da?“ fragte der kleine Prinz. „Ich trage dir eine gute Note für gutes Betragen ein“, antwortete der Pädagoge. „Willst du in meine Schule gehen?“ fragte er. „Was muss ich denn da tun?“ fragte der kleine Prinz. „Du musst zunächst einen Eignungstest machen.“ „Eignungstest, was ist das?“ fragte der kleine Prinz. „Ich muss kontrollieren, ob du lernfähig bist.“ „Lernfähig wozu?“ fragte der kleine Prinz. „Das ist nicht so wichtig“, sagte der Pädagoge, „das Wichtigste ist, es lässt sich leicht kontrollieren.“ „Gut“, sagte der kleine Prinz, „dann fange an, mich zu testen.“ Der Pädagoge reichte dem kleinen Prinzen ein Arbeitsblatt. „Lies den Text durch und kreuze die richtigen Antworten an“, befahl er. „Aber“, sagte der kleine Prinz, „ich kann doch noch gar nicht lesen.“ Der Pädagoge war empört. „Du willst in die Schule und kannst nicht lesen? Hast du denn keine Frühförderung gehabt?“ „Frühförderung, was ist das?“ wollte der kleine Prinz wissen. „Frühförderung, das heißt, dass wir Pädagogen festgestellt haben, dass es notwendig ist, Kindern vor der Schule das Lesen, Rechnen und logisches Denken beizubringen, damit sie das nicht erst in der Schule lernen müssen.“ „Und was lernt man dann in der Schule?“ fragte der kleine Prinz. „Die Schule baut“, so der Pädagoge, „auf der Vorschule auf und kann sich dann wissenschaftlichen Dingen zuwenden. Sie bereitet so vor auf die weiterführenden Schulen. So spart man eine Menge Zeit. Was hast du denn in deiner Vorschulzeit gemacht?“ fragte er den kleinen Prinzen. „Ich habe gespielt.“ „Spielen ist Zeitverschwendung“, sagte der Pädagoge. „Waren es wenigstens Lernspiele?“ „Das weiß ich nicht“, sagte der kleine Prinz, „ich habe zum Beispiel gemalt: Willst du es sehen?2 fragte er und zeigte dem Pädagogen sein Bild mit der Schlange, die einen Elefanten gefressen hat. „Na gut“, meinte der Pädagoge, „das ist wohl die Umgrenzung von Nullelementen in einer Menge.“ „Elemente von was?“ „hast du noch nie etwas von Mengenlehre gehört? So wirst du den Numerus clausus nie schaffen.“ Der kleine Prinz schaute fragend. „Schon gut“, meinte der Pädagoge, „ich will es dir erklären. Das Wichtigste im Leben ist die rechtzeitige Vorbereitung. Die Vorschule bereitet auf die Grundschule, die Grundschule auf die weiterführende Schule, die weiterführende Schule auf die Universität, die Universität auf den Beruf vor. Hast du das verstanden?“ „Und auf was bereitet der Beruf vor?“ fragte der kleine Prinz. „Auf die Pension natürlich.“ „Und die Pension?“ „Du bist ein entsetzlicher Quälgeist“, sagte der Pädagoge. „Wenn jemand in seinem Leben etwas geleistet hat, wird er auch seinen Ruhestand zu nutzen wissen, damit die Leute einmal an seinem Grabe sagen können, er habe ein erfülltes Leben gehabt.“ „Komisch“, sagte der kleine Prinz, „ich habe den Eindruck, jemand, der immer vorbereitet wird, hat nie Zeit gehabt zu leben.“ „Das verstehst du noch nicht“, sagte der Pädagoge schroff. „Sag mir lieber, was du bisher geleistet hast. Bringst du wenigstens ein biologisches Wissen mit? Welche Pflanzen und Tiere kennst du?“ „Ich habe auf meinem Planeten eine Rose.“ „Es gibt viele Rosenarten“, entgegnete der Pädagoge. „Ich habe hier ein Arbeitsblatt über Rosen. Da du nicht lesen kannst, will ich es dir vorlesen:
1. Arbeitsaufgabe: Meine Rose ist eine
a. Pfingstrose
b. Heckenrose
c. Polyantharose
d. Hochstammrose.
Kreuze die richtige Antwort an!
2. Arbeitaufgabe: Welche chemischen Prozesse vollziehen sich bei der Nahrungsaufnahme der Rose? Du hast mehrere Antworten zur Auswahl.
3. Arbeitsaufgabe: Bilde mindestens fünf zusammengesetzte Hauptwörter mit Rose wie Rosenkohl, Rosenduft!
„Meine Rose duftet sehr gut“, unterbrach ihn der kleine Prinz. „Guter Duft ist im kognitiven Erfassungsbereich nicht vorgesehen, der lässt sich schwer kontrollieren und gehört daher nicht in den Lernzielkatalog“, winkte der Pädagoge ab. „Ich mag meine kleine Rose“, sagte der kleine Prinz, „und denke immer darüber nach, wie ich sie vor dem Schaf auf meinem Planeten schützen kann.“ „Über Pflanzenschutzmittel sprechen wir im chemischen Sachunterricht. Du wirst sehen, das ist interessant.“ „Und ich freue mich jeden Tag an meiner Rose.“ „Freude ist ein affektives Lernziel. Das ist nicht so wichtig, aber du darfst am Schluss der Unterrichtsstunde auch Freude über Rosen empfinden. Ich werde schon einen Weg finden, wie ich kontrollieren kann, ob deine Freude lernspezifisch war.“ „Ich will mich aber nicht nur freuen, wenn es auf deinem Plan steht“, sagte der kleine Prinz. „Zur ständigen Freude haben wir leider keine Zeit, sonst erreichen wir unsere Lernziele nicht“, sagte der Pädagoge unwirsch. „Und wenn wir die nicht erreichen, bist du lebensuntüchtig. Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.“ „Du hast recht“, sagte der kleine Prinz, „deshalb glaube ich, ist deine Schule doch nichts für mich.“ Und er machte sich wieder auf die Reise. „Halt, halt!“ rief ihm der Pädagoge nach. „Du hast noch gar nicht gehört, wie meine didaktische Analyse weitergeht, und welche Lernziele ich noch vorgesehen habe: Rechnen mit Rosenkranzperlen im Religionsunterricht, Mikroskopieübungen mit Rosenblättern, Bestimmungen der Kadenzen im Lied „Sah ein Knab ein Röslein steh’ n“. Über Bräuche sprechen und Freude über den Rosenmontag empfinden. Das literarische Werk Herbert Rosendorfers würdigen lernen. Die Gewinnspanne des Rosenheimer Verlagshauses bei Zöpfli-Büchern ausrechnen, ...“
Aber das hörte der kleine Prinz nicht mehr, denn er hatte sich ganz schnell davon gemacht, um nicht noch eine Neurose zu bekommen.